Der Verein

Chronik

Auszug aus unserer Vereinschronik die anlässlich des 100- jährigen Vereinsjubiläum von unseren langjährigen Mitglied Heinz- Walter Lipke

erstellt wurde                                                                              

Die Rheydter Zeitung – Vorgängerin der heutigen Rheinischen Post – meldete Anfang Juni 1907:

Rheydt:

Die Zahl der Typhuserkrankungen ist seit Samstag von 54 auf 66 gestiegen. Die Er-krankungen erfolgen bald hier, bald da, und auch in den verschiedensten Schichten der Bevölkerung. In der Bürgerschaft herrscht nach wie vor die Meinung vor, dass die Epidemie durch das Wasser verbreitet würde.

Rheydt:

Eine Verspätung von einer halben Stunde erhielt der letzte Straßenbahnwagen von Wickrath gestern Abend auf der Wickrather Straße. Hier stand ein Pferdefuhrwerk eines Gemüsehändlers auf dem Geleise und das Personal war im Begriff, den Wagen beiseite zu schieben, als der Fuhrmann mit einer Flinte bewaffnet erschien und jeden niederzuschießen drohte, der seinen Wagen anrührte. Da gütliches Zureden nichts half, war der Schaffner genötigt, von der Polizeiwache Hilfe zu holen. Erst nach Ankunft des Polizeibeamten konnte der Wagen entfernt werden und die Straßenbahn ihre Fahrt fortsetzen.                                         – 2-

Mülfort:

Hier fiel gestern ein junger Mann von 20 Jahren durch eigene Schuld aus der Schiff-schaukel und erlitt erhebliche Verletzungen und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.

An diesem ersten Juniwochenende im Jahre 1907 geschah jedoch noch etwas anderes, und zwar im Sportbereich: In einer sehr gut besuchten Versammlung am 1. Juni diesen Jahres wurde die Gründung des Turnverein Mülfort beschlossen.

  1. Vorsitzender wurde der junge Friedrich Wilhelm Karten.

110 Jahre liegen zwischen den aufgezeigten Ereignissen und dem heutigen Tag.

Der Kaiser lebt nicht mehr, Typhuserkrankungen sind in unserem Land Gott sei Dank nicht mehr gegeben, die Straßenbahn hat in unserer Stadt schon lange ihren Dienst eingestellt, und die Schiffschaukel ist auf einer Kirmes nur noch selten zu sehen.

Aber eins ist geblieben: Der Turnverein Mülfort – Bell!

Die Entstehung des heute aktuellen Vereinsnamens Turnverein Mülfort – Bell e.V. 1907 hat eine interessante, aber auch teilweise nachdenkliche Entwicklung

genommen. Nach der Gründung als Turnverein Mülfort im Jahre 1907 folgte im Jahre 1919 ein Zusammenschluss mit dem reinen Fußballverein Rheinland 05 Mülfort zum Turn- und Spielverein Rheinland 05 Mülfort. Diese Vereinigung währte jedoch nur ein Jahr; der Turnverein Mülfort ging wieder seine eigenen Wege. Rheinland 05 Mülfort schloss sich mit dem SV  Odenkirchen 07 zu der bis heute noch existierenden Spvg. Odenkirchen 05/07 zusammen.

1938 folgte ein Zusammenschluss, dessen Endergebnis bereits über Jahre forciert worden war, aber ausschließlich aus politischen Wurzeln seine Nahrung bekam. Die ideologische Gleichschaltung mit der Machtergreifung Hitlers im Jahre 1933 machte auch vor den Sportvereinen in unserem Land keinen halt. Von politischer Seite wurde bereits 1934 bestimmt, dass sich die Vereinsführer des TV Mülfort, TV Einigkeit Geistenbeck und TV Germania Dohr zwecks Verschmelzung dieser Vereine zu einigen hätten. Mit sportlichen Argumenten konnte man dies zunächst noch verhindern. Der politische Druck nahm über die Jahre jedoch auch auf unseren Verein immer mehr zu, und 1938 folgte schließlich der Zusammenschluss, zwar nicht mit den zuvor genannten Turnvereinen, sondern mit dem reinen Fußballverein, dem  SV Dohr 07. Diese Zwangsvereinigung trug dann den Namen: Sportverein Mülfort – Dohr

Mit Beginn des 2. Weltkrieges lagen dann mehr oder weniger jegliche sportlichen und vereinsmäßigen Aktivitäten Brach. Nach Kriegsende gingen beide Vereine sofort wieder ihre eigenen Wege, und es kam im Jahre 1953 nach großen Mühen zur Wiederbelebung unseres Vereins mit einem erweiterten Namen:

Turnverein Mülfort – Bell e.V.

Erstmals wurde unser Verein somit in seiner Geschichte beim zuständigen Amtsgericht in Odenkirchen in das Vereinsregister eingetragen.

Im Jahre 1975 folgte dann die bis zum heutigen Tage noch geltende Vereinsbezeichnung: Turnverein Mülfort – Bell e.V. 1907

Es gibt wohl keinen Stadtteil in Mönchengladbach, in dem auf engstem Raum so viele Schulen konzentriert sind, wie hier in Mülfort, angefangen bei Gemeinschafts-grundschule, Gemeinschaftshauptschule, Gesamtschule, Realschule, zwei Berufskollegs bis hin zu einer Förderschule.

Der Kontakt zu den Schulen zieht sich wie ein roter Faden durch die 100-jährige Ge-schichte unseres Vereins. Es war und ist stets ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Dies zeigt sich u. a. auch darin, dass z. B. drei Lehrer Mülforter Schulen über Jahre das Amt des 1. Vorsitzenden in unserem Verein bekleideten. Stellvertretend für viele seien hier Rektor Hans Schippers, Joachim Ullrich oder Manfred Bernd genannt. Sie führten immer wieder aufs Neue dem Verein Kinder und Jugendliche zu, die dann die kontinuierliche Entwicklung, hier insbesondere im Turn- und Volleyballbereich, garantierten.

Auf der Titelseite unserer Vereinschronik ist u. a. auch die Turnhalle abgebildet und zwar mit dem Untertitel: Hier schlägt das Herz des Turnverein Mülfort –  Bell.

Diese Turnhalle ist der optische Beweis eines positiven Mülforter Vereinsgeistes. Es gibt nur noch wenige Sportvereine in unserer Stadt, die wie wir eine Turnhalle  ihr eigen nennen können. Sie wurde im Jahre 1955 für einen Betrag von nur  80.000 DM erstellt. Dies war nur möglich, da viele fleißige Hände in den unterschiedlichsten Aufgaben bei der Errichtung der Turnhalle mitgeholfen hatten. Eine Aufzählung aller Helfer würde den Rahmen sprengen, jedoch darf in diesem Zusammenhang ein Name nicht unerwähnt bleiben, ohne dessen Energie und Wissen man wahrscheinlich dieses Vorhaben nie begonnen und vollendet hätte. Man kann ihn schlicht, aber treffend, als den Vater unserer Turnhalle bezeichnen, es war Wilhelm Lüngen. Er war in den 30-iger Jahren vor dem 2. Weltkrieg bereits unser Vorsitzender und ebenso in der Zeit der „Wiederbelebung“ in den 50-iger Jahren. Die Turnhallenerrichtung war Willi Lüngen’s Vereinslebenswerk.

Für die nachfolgenden Generationen war es ein verpflichtendes Erbe. Mit hohem persönlichem Engagement wurde die Turnhalle immer wieder von den Mitgliedern auf Vordermann gebracht.

Für nicht weniger als 100.000 Euro erhielt unsere Turnhalle im Jahre 2007 eine Erweiterung und ein neues zeitgemäßes Outfit mit modernster Wärmedämmung. Rund 50 % dieser Kosten wurden durch Eigenkapital und Eigenleistungen des Vereins bzw. deren Mitglieder erbracht.

Mit weiterem erheblichem Aufwand wurde 2017 die gesamte Heizungsanlage und Dachdämmung auf den neuesten technischen Stand gebracht, sowie die Küchenzeile im Jugend- Gemeinschaftsraum erneuert.

Bei Interesse kann die gesamte Chronik bei unseren Vorstandsmitgliedern gegen einen Unkostenbeitrag erworben werden.